NEUSTRELITZ. Zwei engagierte Filmemacher, unterwegs auf zwei Kontinenten – beide mit ihrer Sicht auf einschneidende Staudammprojekte – konnten beim neunten Neustrelitzer Naturfilmfestival „Mensch! Natur“ aus dem vergangenen Jahr das Publikum überzeugen. Das Warten auf einen Termin für die Preisübergabe an die Filmemacher hat sich gelohnt, denn neben den Siegerfilmen gab es in der Alten Kachelofenfabrik die Welturaufführung eines brandaktuellen Films von Martin Keßler. An ihn ging der Publikumsadler für den besten Langfilm – für seinen Dokumentarfilm „Countdown am Xingu“ aus dem Jahr 2016. Der Regisseur dokumentiert seit zehn Jahren die Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes und die Bedrohung der indigenen Völker. Seinen nun sechsten Film „Raubzug nach Amazonien“ hat er Anfang des Jahres unter anderem beim Amtsantritt des neuen Präsidenten Bolsanaro gedreht und gerade fertiggestellt. „Wir können in Europa nicht so tun, als ob uns die Zerstörung des Amazonasge
bietes, der grünen Lunge der Welt, nichts anginge, denn die Auswirkungen auf das Weltklima sind gravierend. Durch die Politik Bolsanaros wird sich die Situation für die Umwelt und die Indigenen noch weiter verschärfen“, betonte Keßler. Dafür müsse man eine weltweite Öffentlichkeit und den Widerstand „von unten“ erzeugen. Die 1000 Euro Preisgeld wird Martin Keßler dafür einsetzen, weitere DVDs seines
neuen Films auch in portugiesisch herauszubringen, damit er in Brasilien aufgeführt werden kann und viele Menschen erreicht. Auch andere Filme der Langzeitdokumentation wurden in indigenen Gemeinschaften gezeigt und haben einen kleinen Beitrag zur Aufklärung und zur Verstärkung des Widerstandes geleistet, erklärte der Regisseur. Das Adlerei im Nest – gesponsert vom Nationalpark Müritz – konnten Katja Be
cker und ihr Kameramann Jonathan Happ aus Lüneburg für ihren Kurzfilm „Until the last drop“ entgegennehmen. Ihr Film macht darauf aufmerksam, dass der weltweit größte Turkana Wüstensee durch den Bau eines Staudamms in Gefahr ist. „Die Preisverleihung war ein guter Abschluss unseres neunten Festivals, weil es immer wieder sehr ermutigend ist zu erleben, wie unsere Filmemacher in der ganzen
Welt unterwegs sind, keine Mühen, Kosten und Risiken scheuen, um uns die Welt zu zeigen, wie sie ist“, betonte Festivalleiter Horst Conradt. Das zehnte Naturfilmfestival, das vom Verein für Kultur, Umwelt und Kommunikation e. V. und dem Nationalparkamt Müritz veranstaltet wird, findet vom 10. bis 13. Oktober statt.
Der Publikumspreis des neunten Naturfilmfestivals wurde nun an zwei Filmemacher übergeben, die sich mit gewaltigen Staudammprojekten auseinandersetzten. Bei der Verleihung erlebten die Gäste dann noch eine Welturaufführung. Mensch! Stauen und Staunen VonAnke Goetsch
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